Autor:  03.08.2009, letztes Update: 30.05.2018

René Meyer: „Der Neustart ist geglückt“

Games Convention Online 2009 - Foto vom Samstag
Games Convention Online 2009 - Foto vom Samstag

René Meyer begleitet die Leipziger Spielemesse seit ihren Anfängen. Wir sprachen mit dem Journalisten und Spielesammler über den Neustart der Games Convention (Online).

 Frederic Schneider:

Die erste GCO ist zu Ende. Was ist dein Fazit der letzten drei Tage?

 René Meyer:

Als Leipziger unterliegt man in Sachen Spielemesse seit zwei Jahren Gefühlschwankungen: Umzugsgerüchte. Das Ankündigen der gamescom. Das Bedauern von Leipzig. Vor einem Jahr die Ankündigung, doch eine GC 2009 auszurichten. Dann der Online-Schwerpunkt…

Zunächst war ich ernüchtert, weil die sonst so volle Glashalle leer stand und am Freitag relativ wenig Besucher da waren. Doch am Wochenende waren die beiden Hallen voll. Das „GC-Gefühl“ war wieder da.

Sicher waren es noch zu wenig Aussteller. Doch mit den Firmen, die vor Ort waren, waren umso ausführlichere Gespräche möglich. Browserspiele, Handyspiele und kleinere asiatische Entwickler gingen in den Vorjahren unter – diesmal standen sie im Mittelpunkt.

Bei der GC hatte ich es immer bedauert, dass es zu viele Angebote gab, die gar nicht zu schaffen waren. Mittwochs zwei Konferenzen parallel, Fachbesuchertag und die Pressekonferenzen. Donnerstag und Freitag waren mit Terminen im Halbstunden-Rhythmus vollgestopft. Das war diesmal erheblich entspannter.

 Frederic Schneider:

Auffallend – auch in den Messe-Presseerklärungen – war, dass die GCO erfolglos als Publikumsmesse war. Dafür umso erfolgreicher als Businessmesse.

 René Meyer:

Diese Einschätzung habe ich ebenfalls mit nach Hause genommen: Das Business Center lief prächtig; ein Teil des Publikums war enttäuscht, weil die Ausstellungsfläche viel kleiner war.

Die Situation um die zwei Messen in Leipzig und Köln ist verworren, sodass sich viele Aussteller zurückhalten und die Situation zunächst beobachten; vielen Spielern war gar nicht klar, dass in Leipzig trotzdem eine Messe stattfindet.

„Zu einer Spielemesse gehören bunte, laute Hallen“

 Frederic Schneider:

Wäre die GCO nächstes Jahr als eine reine Businessmesse attraktiver?

 René Meyer:

Zu einer Spielemesse gehören bunte, laute Hallen und ein vielfältiges Rahmenprogramm. Die Besucher aus der Umgebung lieben ihre Messe; Leipzig hat einige der größten Publikumsmessen Deutschlands.

Ich fand bei der GC die Mischung aus Publikums- und Fachbesucherbereich immer reizvoll; ich kenne das von keiner anderen Messe. Sicher wird die Leipziger Messe die Erfahrungen auswerten und weiter am Konzept arbeiten.

 Frederic Schneider:

Sind Online-Spiele im Sinne der GCO ein Zukunftsmarkt?

 René Meyer:

Aber ja. Der Onlinevertrieb über Dienste wie Xbox Live und Steam nimmt stark zu. Er ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Hobbyentwickler vertreiben ihre Spiele auf dem iPhone; viele Aussteller der GCO praktizieren das Free2Play-Prinzip: Das Spiel ist gratis. Verdient wird mit Werbung, mit Spielgegenständen oder Premium-Accounts. Die traditionellen Verleger werden auf diese Trends reagieren müssen.

 Frederic Schneider:

War es also eine richtige Entscheidung, aus der GC eine GCO zu machen? Gab es Alternativen?

 René Meyer:

Die Frage wäre vor einigen Tagen noch sehr schwierig zu beantworten gewesen. Nach der GCO sieht man: Der Neustart ist geglückt. Mit dem Trendthema „Online“ verbuchte Leipzig viel Aufmerksamkeit. Ob es dauerhaft funktioniert, muss die Zukunft zeigen. Ob es in fünf Jahren in Deutschland eine große Messe gibt, zwei große Veranstaltungen oder gar mehrere kleinere, ist schwer absehbar.

 Frederic Schneider:

gamescom oder GCO – was wird sich durchsetzen? Oder können beide parallel bestehen?

 René Meyer:

Der Spielemarkt ist riesig. Ich denke, es gibt Platz für mehrere größere Veranstaltungen. Leipzig und Köln liegen 500 Kilometer auseinander; die Einzugsgebiete sind verschieden. Wenn beide Messen nicht gerade zwei Wochen auseinanderliegen, wie dieses Jahr, sondern fünf oder sechs Monate, dann können zwei Messen nebeneinander existieren. Das klappt zum Beispiel bei der Buchmesse auch. Die Buchverleger richten sich durch ein Frühjahrs- und Herbstprogramm darauf ein.

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